[Widerstand]
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Dezember 2017. Wieder einmal ist in Österreich eine schwarzblaue Bundesregierung angelobt. “Unser aller Widerstand wird wichtiger sein denn je!”, schreibt Attac im aktuellen Newsletter. “Schon jetzt zeichnet sich ab, dass uns in den nächsten Jahren eine Regierung der sozialen Kälte und eine Politik im Interesse von Reichen und Konzernen bevorsteht.” Ein langer Newsletter. Ohne Perspektive, ohne positive Botschaft.
“Hilf mit, das FPÖ-‘Kontrollmonopol’ zu verhindern”, fordert eine Online-Petition. “Regierung in rechtsextremer Hand? Unsere Antwort: Widerstand!”, schreit das Banner des Grün-Alternativen Blocks. Auf Facebook haben sich “Omas gegen Rechts” zusammengefunden. Und Robert Misik schreibt auf Twitter: “Wie soll man in den nächsten 5 Jahren zu vernünftiger Arbeit kommen angesichts dessen dass man jeden Tag Grauslichkeiten bekämpfen muss?”.
Gegen schwarzblau. Gegen Rechts. Gegen FPÖ. Gegen Faschismus. Gegen. Gegen.
Was alle diese AkteurInnen eint: Sie wollen Widerstand leisten. Widerstand gegen einen Rechtsruck allgemein, gegen RechtsextremistInnen in der Bundesregierung oder abstrakte Gefahren wie eine drohende Regierung der sozialen Kälte. Boykott steht als Thema wieder im Raum.
Ich werde jedenfalls keinen Widerstand leisten
Habe ich Kurz oder Strache gewählt? Nein.
Bin ich mit deren politischen Vorstellungen einverstanden? Nein.
Widerstand leiste ich trotzdem keinen.
Die Konzentration auf Widerstand fokussiert auf die/den GegnerIn. Widerstand betont das, was ich nicht haben will. Widerstand gibt dem/der GegnerIn Macht über mich. Widerstand inszeniert eine Bedrohung.
Gut gegen Böse, David gegen Goliath, Menschen für eine bessere Welt gegen rechtsextreme Finsterlinge – Widerstand macht abhängig.
Ich werde keinen Widerstand leisten.
Sie haben mich nicht darum gebeten. Ich geben Ihnen aber trotzdem vier Tipps.
1) Nicht gegen sondern für!
Drehen Sie den Diskurs um und reden Sie über die Welt, die Sie sich wünschen. Welches Österreich hätten Sie denn gerne? Welches Bildungssystem? Welche Sozialleistungen? Und warum sollen andere Menschen auch gut finden, was Sie gut finden? „Am Umgang mit den Schwächsten zeigt sich, was unsere Werte wirklich wert sind“, sagt Bundespräsident Van der Bellen während der Angelobung. Wie sieht denn beispielsweise dieser Umgang für Sie aus? Denken Sie es durch. Schreiben Sie es auf. Nageln Sie Ihre Vision fest.
2) Finden Sie Ihre eigenen Worte!
(Re-)Framen Sie Ihre Anliegen, schaffen Sie sich eine eigene tragfähige Erzählung. Reden Sie über Ihre eigenen Werte und Ziele. Verlieren Sie sich nicht in Gesetzesparagraphen! Machen Sie Ihre Vorstellung kommunizierbar. Erklären Sie, was eigentlich „gute“ Politik ist.
3) Machen Sie’s nicht alleine!
Suchen Sie sich Verbündete und treten Sie gemeinsam an. Gehen Sie aktiv auf Gleichgesinnte zu. Setzen Sie sich mit Anderen in Verbindung, auch wenn die nicht hundertprozentig Ihrer Meinung sind.
4) …und wenn Ihnen jemand widerspricht?
Bedanken Sie sich für die Kritik, geben Sie Wertschätzung und ersparen Sie sich die Erklärung, warum Sie richtiger liegen als der/die andere.
(…und fangen Sie gleich heute damit an…)