Neu – neu – neu! Framing-Podcast: „Denk nicht an einen Elefanten“

Politik für die FrühaufsteherInnen

Framing-Podcast: Denk nicht an einen Elefanten!
Framing-Podcast: Denk nicht an einen Elefanten!

Noch einmal: neu – neu – neu! Gemeinsam mit Marcel Kneuer, der mir vor vielen Jahren empfohlen hat, ein Buch von George Lakoff zu lesen, habe ich gerade einen Podcast begonnen: “Denk nicht an einen Elefanten“.

Hauptfragen der ersten Folge: Was treibt Sebastian Kurz an, wenn er Politik für FrühaufsteherInnen machen will? Weshalb wertet er Wien als Heimat der In-den-Tag-hinein-SchläferInnen ab. Wie kommt mein Geld unter Palmen? Und Warum soll ich an keinen Elefanten denken?

“Ich glaube nicht, dass es eine gute Entwicklung ist, wenn immer weniger Menschen in der Früh aufstehen und in immer mehr Familien nur mehr die Kinder in der Früh aufstehen, um zur Schule zu gehen.” (Sebastian Kurz bei der Regierungsklausur in Mauerbach)

Früh Aufstehen ist für Kurz also besser als lange Schlafen. Warum? Weil es von Leistungsbereitschaft und Stärke zeugt. Wer das Leben ernst meint und hart arbeitet, der steht auf. So funktioniert Erfolg. Zumindest war das einmal so. Damals, als wir Sprichwörter geprägt haben wie “Der frühe Vogel fängt den Wurm”, “mit den Hühnern aufstehen” oder “Early to bed and early to rise makes a man healthy, wealthy and wise.”  Auch andere PolitikerInnen bedienen dieses Bild: Bereits 2007 sprach Nicolas Sarkozy von “La France qui se lève tôt”

Sachlich gilt das heute schon lange nicht mehr. SchichtarbeiterInnen in der Industrie, SpitalsärztInnen, KellnerInnen, BäckerInnen,… wir haben jede Menge Berufsgruppen, die in den Tag hinein schlafen, nach dem sie nachts gearbeitet haben. Und ihre Tätigkeiten sind gesellschaftlich anerkannt sind. Die Klischees, die Metaphern, die Frames aber sind haltbarer als die Realität.

Auch schwingt in Kurz‘ Formulierung ein harter Vorwurf mit:
Die vernachlässigen sogar ihre Kinder. Aus Faulheit. Aus Schwäche. Das widerspricht dem konservativen ÖVP-Weltbild diametral. Du musst stark sein – vor allem als Mann. Als „pater familias“  versorgst du die Familie. Und sorgst dafür, dass alles seine Ordnung hat.

Und so kommt Kurz‘ Weltsicht auch in Konflikt mit der Idee einer Mindestsicherung oder eines Grundeinkommens.
In George Lakoffs Familien-Modell (hier der „strict father“, dort die „nurturant parents“) funktioniert das folgendermaßen: Jemand ist arbeitslos. Dafür ist er selbst verantwortlich. Jeder kann wieder einen Job finden. Wem es nicht gelingt, der muss es eben härter versuchen. Sozialleistungen stehen dabei im Weg. Sie geben dem Menschen etwas, das er nicht braucht. Sie hindern daran, (moralisch) stark genug zu werden und sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen. Sie führen dazu, dass Menschen einfach in der Früh liegenbleiben, statt etwas zu leisten.

Dazu behauptet der ÖVP-Obmann einen Trend. „Immer weniger Menschen“ würden in der Früh aufstehen. Immer mehr Menschen würden in Wien Arbeitslosengeld kassieren. Der Trend erhöht den politischen Druck. Wir müssen dringend handeln. Sonst Krise. Auch moralische Krise.

Kurze Ergänzung zum Podcast:
Ich finde, dass meine Steuerleistung sinnvoll und nützlich ist. Mit diesem, meinem Geld werden sinnvolle und nützliche Gemeinschaftsleistungen geschaffen. Schulen, Bahnlinien, Grundlagenforschung,… – alles Steuer finanziert. Darum verwende ich niemals Worte wie „Steuerflucht“, „Steuerlast“ oder Steueroase. Und Sie sollen das auch nicht machen. Die Erklärung gibt es hier.

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Sarah Wiener – eine kurze Erklärung

Was sagt die Kandidatur von Sarah Wiener für die EU-Parlamentswahl über die Grünen? Drei erste Erklärungsansätze.

[Grüne]
[Sarah Wiener]
[Politikverständnis]
[Framing]

Die Grünen – relevante AkteurInnen innerhalb der Grünen Bundesspitze, des Bundesvorstands – wollen also mit der Starköchin Sarah Wiener den zweiten Listenplatz für die EU-Wahl prominent besetzen. Ich habe mit der Vorgehensweise mehrfach massives Bauchweh.

1) Politikverständnis
Die Grünen treten mit dem ständigen Versprechen an, Politik anders zu machen und ernstzunehmen. Dieses Versprechen ist aber nur so lange glaubwürdig, wie man die eigenen Prinzipien, die eigenen Grundwerte, die eigene politische Haltung auch in Krisenzeiten ernst nimmt. Das Aufstellen einer Fernsehköchin macht Politik zu einem Planspiel, zu einem Match der besseren StrategInnen. Nicht zu einem Durchsetzen der Besseren Ideen. Die Grünen treten offiziell als jene an, die die bessere Politik machen. Kompetenz vor Prominenz. Das passt nicht zusammen.

2) strategische Fehleinschätzung
Die Grünen brauchen keine Promi-Kandidatin aus Film, Funk und Fernsehen, die möglichst allen Menschen bekannt ist. Die Grünen brauchen KandidatInnen, die den richtigen Menschen bekannt sind und bei den richtigen Menschen beliebt sind. Nämlich bei einer erweiterten Zielgruppe. Nicht wichtig ist, ob meine Schwiegermutter oder die Hausmeisterin drüben auf der Zweierstiege sie kennen. Die wählen nämlich eh nicht grün. Die Promi-Kandidatin, die 87 Prozent der ÖsterreicherInnen gut finden, aber leider nicht wählen, bringt weniger, als die richtige Kandidatin, die den Grünen 15 Prozent der Stimmen bringt.

Die Grünen werden laut WählerInnenanalysen weniger wegen der Person der/des SpitzenkandidatIn gewählt als wegen ihrer Inhalte. Wenn schon Promi, dann ausgewiesen politisch. Heini Staudinger, Christian Felber oder Johannes Gutmann sind Beispiele für solche (eine geeignete Frau fällt mir echt nicht ein) und nein, ich spreche mich nicht für deren Kandidatur aus.

3) Die Basisdemkratie kippt
Ich finde es höchst an der Zeit, dass die Grünen ihre Entscheidungsprozesse überarbeiten. Ich halte es zum Beispiel für richtig und wichtig, dass der Bundessprecher oder eine Landessprecherin strategischen Einfluss auf die Listenerstellung nehmen kann. Das Statut möge für die Zukunft geändert werden. Derzeit ist es aber nicht so vereinbart.

Derzeit gilt: Es möge kandidieren, wer will. Und die Basis möge entscheiden.
In diesem Fall der BUKO. Aber. Wenn Werner Kogler mit einer einzigen ausgesuchten Kandidatin vor die Presse tritt, weil er sie für strategisch wichtig hält, bricht er politische Versprechen der Grünen. Solange die Grünen “Basisdemokratie” als quasi unverhandelbaren Grundwert haben, geht es einfach nicht, dass der Chef eine einzelne Kandidatin dermaßen heraushebt. So sehr ich Koglers Drang und die strategischen Überlegungen verstehe.

4) Fazit
Ich will als Wähler ernstgenommen werden. Ich will, dass das Framing von Politik besser wird. Wer glaubt, mich mit einer TV-Köchin zu ködern, zeigt mir keinen Respekt. Ich will sehen, dass Parteien Politik ernstnehmen. Das Grüne Setzen auf Sarah Wiener zeigt mir diesen Ernst nicht.

EU-Wahl: Wo bleibt der SPÖ noch Platz in den Medien?

[Wahlkampf]
[EU]
[Ö1 Journal]

Herbst 2015. Es war das groß ausgerufene “Duell um Wien“. “Der Wahlkampf für die Wien-Wahl spitzte sich medial und in den Kampagnen auf das „Duell um den Bürgermeister“ zwischen Michael Häupl (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) zu“, schreibt orf.at. Dazu immer wieder die Frage: Werden die anderen Parteien in der Auseinandersetzung zwischen Amtsinhaber und selbst ernanntem Herausforderer marginalisiert? Werden sie mit ihren Themen durchkommen?

Das Ergebnis ist bekannt: Trotz Verlusten verteidigt Häupl das Bürgermeisteramt mit knapp 40 Prozent der Stimmen, Strache bleibt 9 Prozentpunkte dahinter und im Nationalrat.

Heute früh im Morgenjournal

Zu Gast ist SPÖ-Chefin Rendi-Wagner.
Moderator Paul Schiefer vermutet, die EU-Wahl könnte auf ein Match zwischen Karas (pro-europäisch) und Vilimsky (EU-äh-kritisch) hinauslaufen. Dann die spannende Frage, die Schiefer im Interview später wiederholen wird: “Wo bleibt da noch Platz für den SPÖ-Kandidaten Andreas Schieder?

Übersetzung: Wer [durchkommt] mit den eigenen Themen, worauf [es sich zuspitzt], entscheidet in diesem Framing nicht die Redaktionskonferenz oder die Chefredakteurin. Es entscheidet sich naturgesetzlich, von alleine, durch Dritte. “Der Wahlkampf spitzt sich medial zu.”

Als old-school-Radiomenschen lässt mich das einigermaßen frustriert zurück. Und mir bleibt der Appell: Was “durchkommt”, worauf “es sich zuspitzt” mögen JournalistInnen entscheiden. Sie sind die GatekeeperInnen. Und sie mögen derartige Entscheidung niemals den ParteistrategInnen überlassen.

TALK YOUR WALK. Praxis-Baustein zu Klimakatastrophen, politischem Framing, Rechthaben wollen und empathischem Zuhören

…ein Praxis-Baustein im Rahmen des österreichischen Klimacamp2018

Warum setzen sich nicht alle Menschen für die Erhaltung unseres Planeten ein? Warum kümmert die Klimakatastrophe zu wenige? Warum gibt es noch immer SkeptikerInnen und LeugnerInnen?

Ein Grund dafür liegt in der Sprache und darin, wie wir politisch Streiten: Zwischen ökologischen Werten und Zielen auf der einen Seite und der Umwelt-Kommunikation auf der anderen Seite klafft zu oft ein Spalt: „Talk“ und „Walk“ sind nicht immer in Übereinstimmung. Das können wir ändern! “TALK YOUR WALK. Praxis-Baustein zu Klimakatastrophen, politischem Framing, Rechthaben wollen und empathischem Zuhören” weiterlesen

Das linke Heimatdilemma

[Heimat]
[Alternativ]
[SPÖ]
[Ludwig]

Selbst der dunkelroteste Kommunist wohnt irgendwo. Hat ein Zuhause, ein Heim. Der Begriff [Heimat] gilt trotzdem als konservativ. Kirche, Lederhosen, Blut und Boden, Kleinstadtcharme, Mutter-Vater-Kind.

DHeimat Kaunertalas hat die Van der Bellen-Kampagne zu ändern versucht. “Heimat braucht Zusammenhalt”, “An Österreich glauben”.
Astrid Rössler hat in Salzburg dasselbe versucht. “Heimat beschützen”, “mehr Zusammenhalt und Menschlichkeit”. “Das linke Heimatdilemma” weiterlesen

So, jetzt von den Innsbrucker Grünen lernen.

[Grüne]
[Kampagne]
[Kommunikation]
[Framing]

Die Innsbrucker Grünen haben am 22. April gewonnen – mit einem großartigen Spitzenkandidaten.
Die Salzburger Grünen haben am 22. April verloren – mit einer großartigen Spitzenkandidatin.

Am “Tag danach” ist es immer leicht schlau zu sein. Darum versuche ich, nur einen einzigen ausgewählten Punkt des vergangenen Wahlsonntags zu beleuchten.

Der Unterschied: Die Kampagnenkommunikation.
“So, jetzt von den Innsbrucker Grünen lernen.” weiterlesen

David Alaba ist kein Fußballer

[Salzburg]
[Landtag]
[Politik]
[Staat]

Stellen Sie sich vor, David Alaba erklärt vor dem nächsten entscheidenden Spiel seines Vereins Bayern München: “Ich bin kein Fußballer!” Er tut das aus taktischen Gründen. Er hofft, es kämen mehr Fans, wenn er sich von seinem Beruf und vielleicht sogar von seiner Mannschaft distanziert. Würden Sie das verstehen? “David Alaba ist kein Fußballer” weiterlesen

Männer – Menschen – Frauen

[TALK YOUR WALK]
[Frauen]
[Macht]
[Gender]
[Framing]
[Frauenvolksbegehren]

Mutterrolle, Kindererziehung, unbezahlte Arbeit, Pflegearbeit, Wahlfreiheit, sexualisierte Gewalt, Gleichbehandlung, Gläserne Decke, Gender Pay Gap, ,… – viele Aspekte des täglichen Lebens legen wir gewohnheitsmäßig unter „Frauenthemen“ ab.

Und dieser „Frauenbereich“ steht einem „Männerbereich“ gegenüber. In diesen Topf gehören Körperkraft, Autos, bessere Bezahlung, das Auswechseln von Glühbirnen, eine gewisse Unfähigkeit in Sachen Kommunikation und Beziehung, Sport und Fernsehen. Oder? “Männer – Menschen – Frauen” weiterlesen

Fortsetzung: [Schlanker Staat]

[schlanker Staat]
[asozialer Staat]
[Framing]
[Gemeinschaft]
[wir sind der Staat]

Gestern habe ich davor gewarnt, das [Framing] vom [schlanken Staat] zu übernehmen. Weil wir vor einer Situation stehen, in der Schwarzblau [bewusst] die [Gemeinschaft schwächen will]. Sie erzählen dazu die Geschichte vom [schlanken Staat] mit [gesundem Staatshaushalt], dahinter verbirgt sich kranke Politik.

Weiterziehen will ich die Debatte anhand einer Frage auf Twitter: “Fortsetzung: [Schlanker Staat]” weiterlesen

Eilt: [Schlanker Staat]

[schlanker Staat]
[Framing]
[Leistungen]

Weil die Debatte gerade wieder anläuft:

schlanker staat
Ein schlanker Staat ist ein Staat, der nicht mehr viel leisten kann.

Könnt ihr bitte sofort wieder aufhören, das konservative [Framing] vom [schlanken Staat] zu übernehmen? [Schlank] verstehen wir generell als positiv, siehe “Weg mit dem Speck”. Reden wir von dem, was tatsächlich passiert: von einem [geschwächten staat], von einer [bewusst] [geschwächten Gemeinschaft], davon, dass Schwarzblau den Menschen in Österreich wichtige Leistungen und Aufgaben wegnehmen werden.

“Schlanker Staat” ist ein Schuss ins eigene Knie! “Eilt: [Schlanker Staat]” weiterlesen