Ich mag Nebel

[Politik]
[Framing]
[Nebel]
[Täuschen]

Ich mag Nebel.
Die Welt wird still, die Feuchtigkeit in der Luft legt sich als feiner Schleier aufs Gesicht, die Welt um mich verschwimmt und verschwindet.

nebel
Verschwommen? Vernebelt? Veschleiert? Framing!

Auch ein Grund, warum ich Nebel mag: Ich kann ihn nicht beeinflussen. Nebel nebelt, weil er es für richtig hält. Er fragt mich nicht vorher. Darum halte ich im politischen Kontext die “Nebel”-Metapher für unbrauchbar. “Ich mag Nebel” weiterlesen

“Natürliches Rechtsempfinden” – Schluss der Debatte

[Strafrecht]
[Missbrauch]
[Edtstadler]

Also gut.
Karoline Edtstadler meint, höhere Strafen könnten Triebtäter abhalten und das „natürliche Rechtsempfinden“ werde durch milde Urteile verletzt. Dies würden Internetpostings oder auch Gespräche mit der Bevölkerung am Land zeigen.

Ein gefährliches Framing der Staatssekretärin.
Steht dem “natürlichen” Rechtsempfinden ein “unnatürliches” gegenüber? Reden wir hier vom “gesunden Volksempfinden”? Wenn ich eine andere Meinung zu Themen wie Strafhöhen oder Sinnhaftigkeit von Strafen habe, als sie sich in “Gespräche mit der Bevölkerung am Land” zeigt, bin dann ich “unnatürlich”? “Widernatürlich”? ““Natürliches Rechtsempfinden” – Schluss der Debatte” weiterlesen

NÖ Landtagswahl 2018 – Trendwende für die Grünen?

[Grüne]
[Niederösterreich]
[Landtagswahl]
[Framing]
[Politik]

Zwei Tage nach der niederösterreichischen Landtagswahl. Die Grünen haben mit 6,42 Prozent die Erwartungen leicht übertroffen und bleibenlogo grüne nö im Landtag. Eine Menge Menschen teilen jetzt die Sorge, dass die Grünen sich nach dem Wahldebakel vom Oktober zu rasch ausruhen könnten. Dass das einigermaßen verschmerzbare Ergebnis der NÖ-Wahl zu einer verfrühten Entspannung führen könnte. Unter diesen Menschen befinden sich auch mehrere aktive PolitikerInnen. “NÖ Landtagswahl 2018 – Trendwende für die Grünen?” weiterlesen

TALK YOUR WALK 01/2018 – Das Framing von Politik (Workshop)

Liebe KollegInnen, FreundInnen, AktivistInnen, KommunikatorInnen,

ich wünsche Ihnen ein wunderbares 2018, möge es Ihnen gelingen, Ihren Pinguin zu entdecken!
Was für einen Pinguin? Mir ist ein kluger Text von Eckart von Hirschhausen zugeflogen. Und diesen teile ich mit Ihnen anstelle von Neujahrsvorsätzen (s.u.).

Keine weiteren Vorsätze brauche ich auch für die Fortsetzung der im vergangenen September gestarteten TALK YOUR WALK-Serie. Das Ziel dieser “Praxisbausteine in politischer Sprache, Framing, Rechthaben wollen und empathischem Zuhören”: Das eigene Anliegen so ausdrücken, dass es so ankommt, wie Sie sich das wünschen. Der erste Termin: 26. Jänner, das erste Thema: Das Framing von Politik. “TALK YOUR WALK 01/2018 – Das Framing von Politik (Workshop)” weiterlesen

#schwarzblau – Widerstand ist zwecklos!

[Widerstand]
[schwarzblau]
[Politik]
[Framing]

Dezember 2017. Wieder einmal ist in Österreich eine schwarzblaue Bundesregierung angelobt. “Unser aller Widerstand wird wichtiger sein denn je!”, schreibt Attac im aktuellen Newsletter. “Schon Widerstand!jetzt zeichnet sich ab, dass uns in den nächsten Jahren eine Regierung der sozialen Kälte und eine Politik im Interesse von Reichen und Konzernen bevorsteht.” Ein langer Newsletter. Ohne Perspektive, ohne positive Botschaft. “#schwarzblau – Widerstand ist zwecklos!” weiterlesen

“Die WählerInnen haben uns vernichtet!” – Grüne Ursachensuche nach der Wahl

[Framing]
[Schuld]
[Verantwortung]

„Es gilt einmal zuzuhören – insbesondere den Wählern und Wählerinnen, die uns bei dieser Wahl nicht gewählt haben. Ich will an dieser Stelle sagen: Man kann mich ansprechen, mir eine Mail schicken. Mich interessieren die Gründe dafür.“

Liebe Maria Vassilakou,
so wirst du im Standard zitiert.

Wir beide kennen einander schon so lange, dass ich noch daran gewöhnt bin, dich Maria zu nennen und nicht Mary. Wie oft habe ich schon mit dir und anderen Grünen SpitzenfunktionärInnen das Gespräch gesucht. Geredet habe ich (ich nehm jetzt mal nur die wichtigsten WienerInnen) mit dir, mit David Ellensohn, mit Joachim Kovacs und mit Andreas Baur.

Also nicht mit irgendwelchen No Names sondern immerhin mit der Vizebürgermeisterin, dem Klubobmann im Rathaus, dem Landessprecher und dem Pressesprecher der Vizebürgermeisterin.

Meine Kritik an den Grünen (die auch Christoph Chorherr immer wieder formuliert):

  • Die Grünen erzählen keine eigene Geschichte. Sie haben keine kommunizierbare Vorstellung, was eigentlich Grüne Politik ist. Sie erzählen ihre Positionen und Werte auf eine untaugliche Art. Insgesamt: Sie haben keine Framing,  keine „Grüne Erzählung“. Nicht für Wien, nicht für Österreich.
  • Die Grünen haben keine konkreten anwendbaren Konzepte zu eminent Grünen Themen wie Partizipation (Heumarkt!) oder Stadtentwicklung/Öffentlicher Raum (Mariahilferstraße!)
  • Die Grünen reagieren auf Kritik sehr empfindlich, wer widerspricht bekommt kein Wertschätzung sondern eine Erklärung, warum die Grünen trotzdem richtig liegen.

Die Antworten sind in diesen Gesprächen und Mailwechseln immer dieselben:

Du hast ja so Recht. Da müssen wir dringend was machen. Aber jetzt passt es gerade nicht. Wir haben einen wichtigen Strategieprozess laufen. Du weißt ohnehin, wie überarbeitet wir sind. Besonders frustrierend habe ich gefunden: „Ich habe schon so viele Framing-Vorträge gehört“.

Das Ergebnis:

Seit Jahren entwickeln sich die Grünen Positionen, deren politische Vermittlung und Umsetzung nicht adäquat weiter.

Als beispielhaft für die Resistenz, für die Veränderungsunwilligkeit erlebe ich die Antworten, die Grüne FunktionärInnen derzeit nach dem Wahl-Debakel vom 15. Oktober geben:

  • Die WählerInnen haben uns vernichtet.
  • Weil die aus taktischen Gründen rot gewählt haben.
  • Hätten wir doch Pilz auf 4 gewählt.
  • Die rechten Populisten haben es nun mal viel leichter als wir.
  • Im Duell an der Spitze sind wir zerrieben worden.
  • Die mediale Berichterstattung war von einem rauen kritischen Ton geprägt.

Wer hat also das Ergebnis zu verantworten? Die WählerInnen, der Pilz und die Medien.

Sprachlich werden die Probleme externalisiert. Verantwortlich sind die externen Entitäten WählerInnen, Pilz, Medien – und nicht wie WIR GRÜNE mit unseren WählerInnen umgehen, wie WIR SELBST unsere Listen wählen, wie WIR POLIT-KOMMUNIKATORiNNEN unsere Geschichten an die Öffentlichkeit tragen. Das mag implizit gemeint sein, für Gutwillige aus dem Kontext hervorgehen. Ich bin aber nicht gutwillig. Ich erwarte mir von PolitikerInnen klare Worte.

Bislang habe ich nur bei Joachim Kovacs die Bereitschaft gefunden, die Ursachen klar bei sich selbst zu suchen: „Wenn man über 2/3 seiner Wähler_innen verliert, mag es viele Gründe dafür geben. Einer, und zwar der Wichtigste, ist man selbst.“

Liebe Maria,

ich könnte noch lange weiterschreiben. Der Kürze halber zwei Links zum Weiterlesen:

„Essentially Contested Concepts“ – zum Framing der Grünen Wahlkampfplakate
Klimawandel – warum wir über das Wetter reden sollten

Ich bin bestürzt über das Wahlergebnis. Und ich bin hoffnungsvoll, dass es die Grünen als Chance wahrnehmen. Ich würde mich unendlich freuen, wenn wir zu den skizzierten Baustellen ins Gespräch kommen.

Alles Liebe
Axel

Trainingstag: MEINE FAMILIE, DER STAAT

Wie die Familie unsere Werte und unser Verständnis von Politik bestimmt
Dienstag, 22. November 2016, 9:30-17:00

[Nation] = [Familie]! Diese Metapher ist uns so geläufig, dass wir sie gar nicht mehr beachten. „Vaterland“, „Mütterchen Russland“, „Heimat großer Töchter und Söhne“,…, diese Metapher beeinflusst unsere Weltsicht und unser Politikverständnis: In einer konservativen Familie gibt der Vater als starkes Oberhaupt den Ton an, Kinder müssen erst reifen und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dieser Frame erlaubt einen „starken Mann“ an der Staatsspitze, polizeiliche Durchgriffsrechte sind legitim.

In einer progressiven Familienlogik sind Eltern fürsorglich, Regeln entstehen im Dialog mit den Kindern. Wenn Eltern hart durchgreifen, dann um Gefahr von ihren Kindern abzuwenden. In diesen Frame passen Basisdemokratie, Sozialleistungen und Empathie. In welche Welt gehören Sie? In welcher Situation wenden Sie welches Familienmodell an? Ein sehr persönlicher Trainingstag…!

Wie funktionieren Gehirn und Wahrnehmung? Was sind Frames und wie bestimmen sie meine Welt? Ist „gut“ oben und „kalt“ schlecht? Wie unvernünftig ist die Vernunft und sind Fakten eigentlich wichtig?

Frames helfen als Deutungsrahmen, Informationen zu verstehen und in unserem Kosmos einzuordnen. Die Wahl des richtigen Frames und Metaphern ist wesentlich: Sie entscheidet, wie wir Informationen interpretieren.

Frames sind restriktiv: Sie heben bestimmte Aspekte eines Themas hervor, andere werden ausgeblendet. Frames funktionieren dabei wie Vexierbilder: Wir können nicht gleichzeitig beide Seiten sehen!

Unser Hirn setzt – ohne dass wir das planen oder beabsichtigen – jedes Thema in einen bestimmten Rahmen. Einen Frame. Wie das geht und was das für uns und unsere Kommunikation bedeutet, für Politik und Medien und dafür, wenn wir ein wichtiges Anliegen authentisch ausdrücken wollen, das alles ist Thema dieser Trainingsserie!

Die weiteren Termine aus der Trainings-Reihe „Framing und Kommunikation, Herbst und Winter 2016/17“ finden Sie unter www.axelgrunt.at/kalender/

Die Einladung zum Trainingstag “Gut ist oben, schlecht ist unten” können Sie hier herunterladen.


Kosten:
€ 135,- pro Trainingstag
€ 460,- beim Buchen der gesamten Workshop-Serie
Gruppengröße: max. 12 Personen, Ort wird mit der Anmeldung bekannt gegeben.

Wo? Ort wird mit der Anmeldung bekannt gegeben.

Konto: BAWAG PSK
IBAN: AT05 6000 0101 1018 6580
BIC: BAWAATWW
Die Anmeldung für die Trainingstage gilt ab dem Einzahlen des Beitrags.

Anmeldung und Fragen:
Axel Grunt
strategischer Kommunikationsberater und –trainer
Tel.: 0680-2379245
Email: kontakt@axelgrunt.at

Storno: Bei Rücktritt innerhalb einer Woche vor Workshop wird der ganze Beitrag verrechnet, falls keinE ErsatzteilnehmerIn genannt wird.

Zur Person: Axel Grunt, seit 26 Jahren als Radiojournalist, Pressesprecher und Kampagnenentwickler tätig, hat sich auf das in Österreich unterentwickelte Feld des Framing spezialisiert.

Trainingstag: GUT IST OBEN, SCHLECHT IST UNTEN

Eine grundlegende, ausführliche Einführung in Framing und Metapher
Dienstag, 18. Oktober 2016, 9:30-17:00

Gut ist oben, schlecht ist unten. Liebe ist Wärme, Abneigung ist Kälte. Ideen sind Gegenstände, der Staat ist eine Familie. Klar? Wir Menschen begreifen die Welt nicht unmittelbar und buchstäblich, sondern vermittelt durch Deutungsrahmen. Frames und Metaphern organisieren unsere Wahrnehmung.

Der Mensch ist kein „rational actor“, der jeden Aspekt seiner Umwelt verstandesmäßig erfassen, bewerten und dann objektiv zum besten Ergebnis kommen kann. Die Prämissen aus der Aufklärung sind leider zum Teil falsch. Denken ist nicht gegenständlich, nicht unabhängig vom Körper. Denken baut auf unseren Erfahrungen auf. Und einen großen Teil davon kontrollieren wir nicht. Unser Hirn setzt – ohne dass wir das planen oder beabsichtigen – jedes Thema in einen bestimmten Rahmen. Einen Frame. Wie das geht und was das für unsere Kommunikation bedeutet ist Thema dieses Trainingstags!

Wie funktionieren Gehirn und Wahrnehmung? Was sind Frames und wie bestimmen sie meine Welt? Ist „gut“ oben und „kalt“ schlecht? Wie unvernünftig ist die Vernunft und sind Fakten eigentlich wichtig?

Frames helfen als Deutungsrahmen, Informationen zu verstehen und in unserem Kosmos einzuordnen. Die Wahl des richtigen Frames und Metaphern ist wesentlich: Sie entscheidet, wie wir Informationen interpretieren.

Frames sind restriktiv: Sie heben bestimmte Aspekte eines Themas hervor, andere werden ausgeblendet. Frames funktionieren dabei wie Vexierbilder: Wir können nicht gleichzeitig beide Seiten sehen!

Unser Hirn setzt – ohne dass wir das planen oder beabsichtigen – jedes Thema in einen bestimmten Rahmen. Einen Frame. Wie das geht und was das für uns und unsere Kommunikation bedeutet, für Politik und Medien und dafür, wenn wir ein wichtiges Anliegen authentisch ausdrücken wollen, das alles ist Thema dieser Trainingsserie!

Die weiteren Termine aus der Trainings-Reihe „Framing und Kommunikation, Herbst und Winter 2016/17“ finden Sie unter www.axelgrunt.at/kalender/

Die Einladung zum Trainingstag “Gut ist oben, schlecht ist unten” können Sie hier herunterladen.


Kosten:
€ 135,- pro Trainingstag
€ 460,- beim Buchen der gesamten Workshop-Serie
Gruppengröße: max. 12 Personen, Ort wird mit der Anmeldung bekannt gegeben.

Wo? Ort wird mit der Anmeldung bekannt gegeben.

Konto: BAWAG PSK
IBAN: AT05 6000 0101 1018 6580
BIC: BAWAATWW
Die Anmeldung für die Trainingstage gilt ab dem Einzahlen des Beitrags.

Anmeldung und Fragen:
Axel Grunt
strategischer Kommunikationsberater und –trainer
Tel.: 0680-2379245
Email: kontakt@axelgrunt.at

Storno: Bei Rücktritt innerhalb einer Woche vor Workshop wird der ganze Beitrag verrechnet, falls keinE ErsatzteilnehmerIn genannt wird.

Zur Person: Axel Grunt, seit 26 Jahren als Radiojournalist, Pressesprecher und Kampagnenentwickler tätig, hat sich auf das in Österreich unterentwickelte Feld des Framing spezialisiert.

Nicht jeder strenge Vater ist gleich Gott

Eine Ergänzung zu Walter Ötsch in den Salzburger Nachrichten vom 17. 9. 2016

[FPÖ]
[bpw16]
[Framing]
[strict father]

Ist es “religiöse Überhöhung”, wenn FPÖ-Präsidentschaftskandidat Hofer das Matthäus-Evangelium bemüht? Stilisiert er sich gar zum Erlöser, wie sein Parteiobmann, der sich gerne mit dem Kreuz zeigt?

Ich lese aus der freiheitlichen Kampagne zur Bundespräsidentschaft eine wesentlich einfachere Antwort:
Im Wertekanon konservativer blauer WählerInnen ist eine Position zentral, die des “strengen Vaters”. Der, der es besser weiß. Der, der die Lösung kennt und durchzusetzen bereit ist. Der, der die Macht hat zu entscheiden, wer oder was gut oder böse ist.

Jörg Haider ließ noch plakatieren, dass er “an euch glaubt”, die FPÖ von heute beschützt 333 Jahre nach den “Türkenkriegen” noch immer das Abendland und Norbert Hofer verspricht: “Wenn ich Bundespräsident bin, gebe ich euch euer Österreich zurück.”

Es ist nicht wesentlich, was diese Sentenzen auf der Faktenebene bedeuten. Eine christliche Gesinnung ist zum Verständnis der Botschaften gar nicht wesentlich. Die Sehnsucht nach einem starken Mann, dem “father who knows best”, ist genau das, worauf Hofer zielt. Und er trifft. Der Sager, dass wir uns noch wundern würden, was alles möglich sei, war kein Ausrutscher, keine Provokation. Sondern eine gezielte Botschaft, die genau in die Kerbe schlägt, die Ötsch religiös versteht: Ich, Hofer, habe die Macht. Und ich bin bereit sie einzusetzen.

Wahrscheinlich glaubt ja nicht einmal Parteigeneral Herbert Kickl selbst, dass Österreich von TerroristInnen überschwemmt wird. Aber er weiß, dass dank einschlägiger Berichterstattung in den Köpfen seiner potentiellen WählerInnen die wenigen bisherigen Terrorakte in Europa in seiner Zielgruppe salient also auffallend, herausragend genug sind, um daraus ein entsprechendes Szenario zu stricken. Dank medialer Berichterstattung sind Lottogewinner, Terroropfer und das Wetter von morgen präsenter als die tausenden Flüchtlinge, die sich redlich um einen Platz in Österreich und um das Lernen der deutschen Sprache bemühen.

Die FPÖ zeigt damit einmal mehr, dass sie sich als erfolgreichste – vielleicht auch einzige – der heimischen Parteien mit dem Framing ihrer Botschaften beschäftigt: Starker Vater, Bedrohungsszenario und ein paar “saliente Beispiele” – fertig ist die Kampagne!

Öffentlicher Verkehr ist vor allem teuer! Ein Brief an die Arbeiterkammer…

[Öffentlicher Verkehr]
[Auto]
[Mobilität]
[Arbeiterkammer]

Liebe KollegInnen bei der Arbeiterkammer,

ich schätze eure Arbeit wirklich. Ehrlich! Gerade im Bereich Mobilität seid ihr oft unter den wenigen progressiven Playern zu finden. Und eure Forderungen zum Ausbau der Schnellbahn unterschreibe ich mit Begeisterung.

Was habe ich dann zu jammern?

Ihr baut darauf, dass eure gut recherchierten Fakten für sich selber sprechen. Tun sie aber nicht. Wenn ich mir eure Website ansehe, lerne ich vor allem eines: Bist denn du deppert! Das ist ja völlig unfinanzierbar!

Ihr habt einmal mehr vergessen, eure Inhalte zu framen!

Kurz einen Schritt zurück: Wir brauchen nicht vorsichtig und diplomatisch zu formulieren. Wir brauchen nicht nach der “Mitte” zu schielen. Weil es die nicht gibt. Um progressive Inhalte nachhaltig zu etablieren, braucht es die richtigen Frames. Eigene Frames, nicht die der anderen!

Gut geframte Texte zu Mobilität weisen dem PKW aktiv eine Rolle unter “ferner liefen” zu.

Was macht ihr? Einmal mehr betont und und betoniert ihr das alte Bild von der Unverzichtbarkeit des Autos. Gleich in den ersten Zeilen singt ihr das Lied von der überragenden Rolle des eigenen KFZ. Ihr macht den Frame auf [Gegenwart] = [PKW] = [Zukunft], durch die prominente Feststellung, dass der PKW-Verkehr weiterhin zunehmen wird.

Spätestens an dieser Stelle steigt die Hälfte der LeserInnen aus. Weil ja offensichtlich der PKW deutlich wichtiger ist als die Bahn. Ohne Auto geht gar nichts, plus 52 Prozent bis 2030. Na dann muss ja weiter in die Straßeninfrastruktur investiert werden. Um die Bahn können wir uns später kümmern.

Und teuer ist die Bahn auch noch! Ein Kilometer Umbau kostet 35 Millionen Euro!

Der kritische Vergleich mit der U-Bahn ist kontraproduktiv. Ein öffentliches Verkehrsmittel gegen ein anderes auszuspielen, welchen Sinn soll das haben? Teuer ist der PKW (v.a. die privaten Kosten, die Belastung der Haushalte durch den Besitz eines Autos), unerträglich teuer ist der Straßenbau (3 Milliarden Lobau-Autobahn!). Kosten darstellen ist wichtig. Aber bitte in einem Frame, der den persönlichen Nutzen betont. In einem Frame, der das Auto als teuer zeigt. Ein Match zwischen verschiedenen ÖV-Teilen ist entbehrlich.

Meine Bitten an euch:

  • Überlassen wir die Frames, die rund um die Werte Individualität, Flexibilität und Freiheit gestrickt werden, nicht den AutofahrerInnen-Parteien, dem ÖAMTC und dem ARBÖ!
  • Framen wir den ÖV als den einzigen Verkehr schlechthin. Das Auto soll in Zukunft nur mehr eine bescheidene Rolle spielen. Also formulieren wir bitte auch so!
  • Fangen wir heute damit an!

Herzlich
Axel Grunt